Gedenktafel ‚Mutiger Widerstand‘ am Gemeinde- und Kulturzentrum Börger angebracht

Erinnerung an Protest gegen das Verbot kirchlicher Symbole in Zeiten des Nationalsozialismus
04.11.2022

Mit einer mutigen Aktion haben die beiden Maurergesellen Wilhelm Gößling (Gößwillm) und Heinrich Behrens (Bakker-Hinnerk) ein Zeichen gegen den Nationalsozialismus gesetzt. Beide waren am Bau des Schulgebäudes im Jahre 1937/ 38 beteiligt, als sie trotz Verbotes kirchlicher Symbole kleine Kreuze in das Verbundmauerwerk einmauerten. Hieran erinnert jetzt eine Gedenktafel.
An der Enthüllung nahmen mit Gerhard Scharte ein Sohn von Wilhelm Gößling und mit Bernd Gebkenjans der Initiator der Tafel statt. 

Der Grundstein für die damalige Volksschule wurde am 07. Mai 1937 gelegt. An dem Bau waren die beiden Maurergesellen Wilhelm Gößling und Heinrich Behrens beteiligt. Mit dem sog. 'Kreuzerlass' von 1936 wurde verfügt, dass aus allen staatlichen Gebäuden und damit auch aus den katholischen Konfessionsschulen religiöse Zeichen wie Statuen, Bilder und vor allem Kreuze zu entfernen seien und in neuen Gebäuden keine religiösen Symbole mehr angebracht werden durften. Daher erhielten auch die Maurer die Auflage, im Mauerwerk auf die vom Architekten vorgesehenen kirchlichen Symbole zu verzichten. 
Dies wäre für die am Bau beteiligten Arbeiter aber zu viel gewesen, berichtet Schwarte aus Erzählungen seines Vaters. Dieser war gläubiger Katholik. Zwar verzichteten die Maurer auf ein gut sichtbares Kruzifix im Giebel, aber sie bildeten an mehreren Stellen in der Außenwand aus dunkler gebrannten Steinen -jeweils ein Kopf, ein Läufer und wieder einen Kopf- kleine Kreuze und hätten damit klar gemacht, was sie von diesem Verbot christlicher Symbole hielten. 
Angesichts der möglichen Konsequenzen zeuge die Tat von großer Zivilcourage, erklärte Gebkenjans dazu. So wurden mehrere Personen, welche im sog. „Oldenburger Kreuzkampf“ gegen den Kreuzerlass protestiert hatten, verhaftet und inhaftiert. Auch sein Vater habe erst nach Ende des 2. Weltkrieges von ihrer Aktion erzählt, berichtet Schwarte: „Sie hatten schon Angst, dass sie erwischt werden“. 
Jetzt erinnert eine Gedenktafel an der Fassade des ehem. Hauptschulgebäudes an diesen mutigen Akt und weist auf die Kreuze im Mauerwerk hin. 

Das Gebäude wird nach einer 14-monatigen Bauphase seit 2019 als Gemeinde- und Kulturzentrum genutzt und beherbergt u. a. die Gemeindeverwaltung Börger. 


(von links) Bürgermeister Jürgen Ermes, Gerhard Schwarte, Bernd Gebkenjans und Hubert Jansen (Gemeindeverwaltung Börger); rot eingekreist: eines der eingemauerten Kreuze
Bild: Ems-Zeitung/ Insa Pölking

Ein ausführlicher Artikel zum Thema ist auch auf der Homepage der NOZ abrufbar.